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Schüler mit täglichem Schulsport sind körperlich fitter und seltener übergewichtig. Es ist eine Binsenweisheit, aber sie muss immer aus berufenem Mund kommen, um überhaupt wahrgenommen zu werden: Professor Ulrike M. Müller von der Klinik für Innere Medizin/Kardiologie der Universität Leipzig empfahl schon 2012 im Rahmen des „Leipziger Gesundheitsprojekt Schule“ eine tägliche Schulsportstunde für alle Kinder und Jugendlichen zur Primärprävention vor kardiovaskulären Risiken. Ulrike Müller: „Kinder und Jugendliche sind heute weniger körperlich aktiv als ihre Altersgenossen eine Generation zuvor. Das ungünstige Verhältnis von weniger Bewegung und Energiezufuhr bewirkt eine steigende Prävalenz von Übergewicht bis hin zur Adipositas bei Kindern und Jugendlichen.“ Die ÄrzteZeitung weiß, schon im frühen Jugendalter seien dabei erste atherosklerotische Veränderungen nachweisbar. Professor Müller meint deshalb: „Aus dicken Kindern werden meist auch dicke Erwachsene, und damit nehmen Herz-Kreislaufrisiken wie metabolisches Syndrom, Diabetes oder Bluthochdruck ebenfalls zu.“
Abgesehen vom Lehrermangel, der dem Sportunterricht massiv schadet, müssen zusätzliche Konzepte und Maßnahmen her, die die Dauermisere des bundesdeutschen Schulsports und die gesundheitliche Gefährdung der Kinder aufzeigen. Dazu gehören in jedem Fall eine Fakten- und Datenbasis. Denn seit der Schulsport-Studie SPRINT 2006 liegen keine aktuellen Überblicksdaten vor. Angesichts einer Vielzahl länderspezifischer Erhebungen und vieler kleinerer Untersuchungen zum Schulsport, sowie diverser gesundheits- und leistungsbezogener Daten aus grundlegenden Kinder- und Jugendsport-Studien wie „MoMo“, „KiGGS“ kann man nur von einem Flickenteppich der Schulsportforschung sprechen. Prof. Dr. Eckart Balz, bis 2021 Vizepräsident Bildung der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, fordert deshalb völlig zurecht auf dem Portal der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ): „Vielmehr soll für die Schulsport-Studie „SiD 2025“ sensibilisiert werden, damit wir aufmerksam bleiben, den Bedarf in unseren Sportorganisationen kommunizieren, bei richtiger Gelegenheit politisch nach außen treten und ggf. neue Förderoptionen (z. B. im Rahmen von Post-Corona-Programmen) nutzen können. Denkbar ist auch die Beauftragung einer Expertise für das Format und die Förderung einer neuen Schulsport-Studie.“