INSM-Bildungsmonitor 2024 – Der Bildungscheck und seine Kernaussage

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Der Bildungsmonitor wird als jährliche Vergleichsstudie seit 2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt. Dabei werden die Bildungssysteme der Bundesländer bewertet. „Wo gab es Verbesserungen? Was muss in Kindergärten, Schulen, in der Lehre und an welchen Hochschulen geändert werden?

In die Vergleichsstudie werden 98 Indikatoren einbezogen. Auf der INSM-Homepage heißt es: „Das reicht von der Zahl der Schulabbrecher pro Bundesland bis zur Zahl der frisch gekürten Doktoren, die von einer Universität kommen. Der Bildungsmonitor zeigt, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt. Die Zahlen kommen von verschiedenen statistischen Einrichtungen wie beispielsweise den Statistischen Landesämtern und werden in Punkte umgerechnet.“

Der aktuelle INSM-Bildungsmonitor hat nun als herausragendes Ergebnis gezeigt, dass „mangelnde Deutschkenntnisse […] schulische Leistungen [belasten]. Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem müssen besser gehoben werden.“ So ist es in der Pressemitteilung der INSM zu lesen. Die Vergleichsstudie hat ergeben, dass 15-jährige Kinder mit Migrationshintergrund durchschnittlich geringere Kompetenzen im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften aufweisen. Die Ursachen verortet der Bildungscheck nicht generell im Migrationshintergrund. Doch Zuwandererkinder haben durch mangelhafte, beziehungsweise sogar fehlende Deutschkenntnisse und Bildungsferne der Eltern Benachteiligungen bei Bildungs- und späteren Arbeitsmarktchancen zu ertragen. INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben: „Die Studie zeigt, dass nicht Zuwanderung das Problem im Bildungsbereich verschärft, sondern die unzureichende Integration der Kinder bildungsferner Familien.” Demografische Potentiale blieben so ungenutzt.

Die Bildungsexperten erkannten zusätzlich, „dass Kinder in den PISA-Kompetenzen dann schlechter abschneiden, wenn die Eltern gering qualifiziert sind, wenn wenig Bücher zu Hause vorhanden sind und wenn im Elternhaus nicht deutsch gesprochen wird.“ Der Migrationsstatus an sich habe dabei keinen signifikanten Effekt. Diese Bewertung finde ich widersprüchlich, denn wo sonst wird kaum Deutsch gesprochen, wo sonst werden sicher wenig gefüllte Bücherregale zu finden sein, wenn nicht in Familien mit Migrationshintergrund? Die Bildungsforscher rühren die heilige Kuh der Migrationspolitik bei ihren Einschätzungen nur halbherzig an. Immerhin versteigen sie sich zu der Aussage, dass die Arbeitsmarktintegration aufgrund der Zuwanderungssituation erst dann leidet, „wenn die Menschen mit Migrationshintergrund schlechtere Sprachkenntnisse aufweisen und geringer qualifiziert sind.“

Die Studienersteller geben im Übrigen an, dass 54 Prozent der oben genannten 15-jährigen Jugendlichen Schulen besuchen, „in denen über die Hälfte der Mitschüler einen Migrationshintergrund haben – bei Kindern ohne Migrationshintergrund sind dies lediglich knapp 28 Prozent.“ Was das für die Lehrer und die autochthonen Mitschüler bedeutet, kann man sich an den Fingern ablesen. Sprachförderung der Kinder ist das Um und Auf. Axel Plünnecke, Studienleiter und IW-Bildungsökonom: „Über 40 Prozent der Kinder im Alter unter 15 Jahren haben einen Migrationshintergrund. Die Zuwanderung stellt damit ein großes Potenzial dar, die demografische Herausforderung bei der Fachkräftesicherung zu meistern. Gute Lese- und Sprachkompetenzen sind der Schlüssel, diese Potenziale zu heben.“

 Ich sehe vor allem statt eines Potentials ein dringend zu lösendes Problem. Wieder einmal wird an die Kinder derjenigen, „die schon länger hier leben“, wenig gedacht. Im Fokus der Bildungsforscher steht eine Integrationsempfehlung, die gelinde gesagt optimistisch klingen soll, anstatt einer Absage an die Masseneinwanderung in unsere Bildungssysteme. Die gute Nachricht des INSM-Bildungsmonitor: Sachsen hat das beste Bildungssystem.

Hans-Peter Hörner