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Das Handwerk hat in Deutschland eine lange Tradition und ist ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) gibt an, dass aktuell 1.032.374 Betriebe in die Handwerksrollen und in das Verzeichnis des handwerksähnlichen Gewerbes eingetragen sind. Auf der Homepage des ZDH heißt es: „In diesen Betrieben arbeiten rund 5,6 Millionen Menschen, ca. 350.000 Lehrlinge erhalten dort eine qualifizierte Ausbildung. Damit sind 12,3 Prozent aller Erwerbstätigen und 28,7 Prozent aller Auszubildenden in Deutschland im Handwerk tätig. Im Jahr 2022 erreichte der Umsatz im Handwerk rund 739 Milliarden Euro (ohne MwSt).“ Doch in den letzten Jahren hat die Bedeutung der Handwerkslehre abgenommen, was zu einem Mangel an qualifizierten Fachkräften und einem Verlust an handwerklichem Know-how geführt hat. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es dringend erforderlich, die Handwerkslehre in Deutschland wieder zu stärken. Denn der Trend zur Akademisierung in Deutschland ist seit Jahren ungebrochen: 2021 gab es in der Bundesrepublik weit mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen). Das Statistische Bundesamt ermittelte, dass auf zehn Studierende 4,3 Auszubildende kamen. Das sah 1950 noch völlig anders aus, da kamen auf zehn Studierende noch 75,5 Auszubildende.
Immer weniger junge Menschen entscheiden sich also für eine handwerkliche Ausbildung, da oft der Fokus auf akademische Bildung gelegt wird. Dies hat zu einem Fachkräftemangel geführt, der in einigen handwerklichen Bereichen bereits spürbar ist. Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, und es fehlt an qualifizierten Handwerkern, die die Zukunft des Handwerks sichern könnten. Die Zahlen sind wenig erquicklich, so fehlten in Deutschland im Handwerk mit Stand 2021 etwa 65.000 Fachkräfte.
Es gibt verschiedene Gründe für diesen Rückgang der Handwerkslehre. Einer der Hauptgründe ist das gesellschaftliche Ansehen, das dem Handwerk oft fehlt. Viele Menschen betrachten eine handwerkliche Ausbildung als weniger prestigeträchtig im Vergleich zu einem Universitätsabschluss. Dieses Vorurteil muss überwunden werden, da es zu einer Fehleinschätzung der beruflichen Möglichkeiten im Handwerk führt. Eine handwerkliche Ausbildung kann genauso erfolgreich und erfüllend sein wie ein Studium und bietet zudem die Chance, selbstständig zu arbeiten und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Trotzdem hat die rot-grün-schwarze Bildungspolitik mit ihrer Absenkung der Prüfungsstandards dazu geführt, dass nicht nur die Akademisierung zunimmt, sondern auch der Anteil der Abiturientinnen und Abiturienten stetig wächst. Die Zahl derjenigen, die eine allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife erlangten, stieg im Jahr 2021 auf 34,4 Prozent. 1970 waren es gerade mal 11,5 Prozent.
Um den Fachkräftemangel im Handwerk zu bekämpfen und die Zukunft des Handwerks zu sichern, ist es unerlässlich, die Handwerkslehre wieder zu stärken. Dies erfordert eine gezielte Imageverbesserung, eine Reduzierung der Bürokratie und eine engere Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Besonders die Politik ist gefordert. Laut ZDH erwartet das Handwerk, dass die Politik rasch und nachhaltig die erforderlichen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung ergreift, denn die Massenimmigration bildungsferner und unserer Kultur fremd gegenüber stehenden Menschen hat sich als wenig hilfreich erwiesen. Das Handwerk fordert: „Stärkung der Beruflichen Bildung und insbesondere der betrieblichen Ausbildung, arbeitsmarkt- und betriebsnahe Gestaltung von Fort- und Weiterbildung, Modernisierung der Bildungsstätten des Handwerks, mittelstandsgerechte Zuwanderungspolitik, vermittlungswirksame Arbeitsmarktpolitik, Förderung von Betriebsnachfolgen, Beschleunigung der betrieblichen Transformation, eine den Transformations-Herausforderungen genügende Mittelstands- und Handwerkspolitik.“