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In Deutschland hat sich die duale Ausbildung als eine der erfolgreichsten Formen der Berufsausbildung etabliert. Dieses einzigartige System kombiniert theoretisches Wissen an Berufsschulen mit praktischer Erfahrung in Unternehmen und Betrieben. Die duale Ausbildung bietet den Schülern und Schülerinnen zahlreiche Vorteile, die sie zu qualifizierten Fachkräften machen und das Fundament für eine vielversprechende berufliche Laufbahn legen können.
Der entscheidende Vorteil der dualen Ausbildung liegt in ihrer Praxisnähe. Während viele Ausbildungssysteme hauptsächlich auf theoretisches Wissen setzen, ermöglicht die duale Ausbildung den Auszubildenden, das Erlernte direkt in der Arbeitswelt umzusetzen. Diese praktische Erfahrung vermittelt nicht nur fachliche Fertigkeiten, sondern fördert auch soziale Kompetenzen.
Unternehmen sind in der Regel stark in den Ausbildungsprozess eingebunden und wissen genau, welche Qualifikationen ihre zukünftigen Fachkräfte mitbringen. Dadurch passen sich Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gut aneinander an, was zu einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote bei ausgebildeten Fachkräften führt.
Die duale Ausbildung genießt in Deutschland immer noch einen ausgezeichneten Ruf und wird allseits wegen der hohen Qualität geschätzt. Auch im internationalen Vergleich erntet das duale Ausbildungssystem Anerkennung und wird von anderen Ländern als Vorbild betrachtet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die duale Ausbildung ein breites Spektrum an Berufsfeldern abdeckt. Dadurch bietet die duale Ausbildung eine hohe Flexibilität und ermöglicht es jungen Menschen, ihren beruflichen Weg entsprechend ihren Neigungen zu gestalten.
Allerdings ist seit einigen Jahren der Trend dokumentiert, dass sich die Betriebe langsam aus der dualen Ausbildung zurückziehen. Der Rückgang der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung gilt zuallererst für hiesige Kleinstbetriebe. „Ausbildungsgemeinschaften“ und die sogenannte Verbundausbildung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den kleinen Betrieben nicht nur an der notwendigen technischen Ausstattung und Ressourcen fehlt, um Jugendliche auszubilden. Ein wichtiger Grund liegt auch in der völlig verfehlten Wirtschafts- und Energiepolitik und im Unterlaufen der deutschen Handwerksordnung durch Billiganbieter und den Schwarzmarkt. Kleinstbetriebe stehen oft genug mit dem Rücken an der Wand und kämpfen ums Überleben. Der Angriff der Ampel-Koalition auf den deutschen Mittelstand durch überzogene Energiepreise, die ideologisierte „Verkehrswende“ und eine ausufernde Öko-Bürokratie wird ein Übriges tun und die Ausbildungssituation besonders im betrieblichen Bereich gefährden. Dazu kommen die Auswirkungen der völlig fahrlässig und despotisch durchgesetzten Anti-Corona-Maßnahmen. Während der angeblichen Pandemie konnten Firmen und Auszubildende durch die schwachsinnigen Lockdowns und Kontaktbeschränkungen einfach nicht zusammengekommen. So ist der Anteil an Ausbildungsabschlüssen von 2019 auf 2021 von 55 Prozent auf 38 Prozent in denjenigen Betrieben, die seit 2016 mindestens einen Ausbildungsplatz angeboten haben, gesunken. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in seiner Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ ermittelt.
Ein weiteres extremes Gefährdungspotential für das bewährte duale Ausbildungssystem liegt in der Tatsache verborgen, dass ein massiver Berufsschullehrermangel vorherrscht. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) klagte schon vor fünf Jahren: „Die Berufsschule fristet in der öffentlichen Wahrnehmung seit Jahren ein Schattendasein. […] Politiker, Journalisten, Verbandsvertreter – kaum jemanden hat das besonders interessiert. Denn die wenigsten, die über Bildungspolitik sprechen und schreiben, waren je auf einer Berufsschule.“ Doch die Situation wird sich noch erheblich verschlimmern, denn allein heute fehlen an den beruflichen Schulen besonders in den technischen Fächern Tausende Lehrer. Die Zeitung Welt warnte im November 2018: „Und das ist erst der Anfang. Bis zum Jahr 2030 geht fast die Hälfte der 125.000 Berufsschullehrer in den Ruhestand. Nachwuchs aber ist kaum in Sicht.“