Das Wirtschaftsforschungsinstitut Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., das als arbeitgebernah gilt, hat seinen MINT-Herbstreport 2023 vorgelegt. Unter dem Strich lässt sich etwas salopp sagen, mit dem Rückgang der Produktivität der deutschen Wirtschaft auch weniger Fachkräfte fehlen – weniger Arbeit bedeutet auch weniger Arbeiter. Die Damen und Herren Wirtschaftsforscher drücken das allerding so aus: „Nach aktuellen Konjunkturprognosen wird das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahr 2023 um etwa 0,5 (IW Köln) bzw. 0,6 Prozent (Gemeinschaftsdiagnose) schrumpfen. Starker konjunktureller Rückgang führt zu leichtem Rückgang der MINT-Lücke“. Denn diese bleibt bestehen.
Während in den Medien wieder der „Fachkräftemangel“ als Schlagwort bemüht wird, wird eines ganz offensichtlich: Der Rückgang der Ausbildungsqualität in den sogenannten MINT-Fächern – also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – wird seit Jahren mehr oder weniger laut beklagt.
Der Ausstoß an wirklich qualifiziertem Personal ist seit Jahren unter anderem deswegen so gering, weil die Nivellierung der Leistungsstandards durch eine rot-grüne Bildungspolitik ein hochschultaugliches Mathematikwissen beispielsweise verunmöglicht und die Leistungen von Schülern im Lesen und in den MINT-Fächern sinken. Die Studienautoren finden es angesichts der kommenden Jahre jedenfalls besonders bedenklich, dass die Kompetenzen in Mathematik bei Schülerinnen und Schülern deutlich gesunken sind.
Die selbstverschuldete Lücke, die durch Zuwanderung trotz aller Augenwischerei nicht geschlossen werden kann – viele Migranten, die den Fachkräftemangel beheben sollen, landen im prekären Sektor – , erreichte laut dem aktuellen IW-MINT-Bericht im September 2023 einen Wert von 285.800.
Damit liegt man 15,5 Prozent unter dem Rekordwert des Vorjahres. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. sieht aufgrund der Klimathematik und der zunehmenden Digitalisierung allerdings in Bälde einen steigenden Bedarf an MINT-Kräften. Der demografische Wandel trägt ebenso dazu bei, dass nicht nur ein steigender Lehrkräfteengpass an Schulen droht, sondern auch ein weiterer Mangel an Auszubildenden. Trotzdem muss konstatiert werden, dass immer mehr Menschen MINT-Fächer in den letzten Jahren studiert haben; im Wintersemester 2022/23 waren es schon insgesamt 1,1 Millionen.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieure stieg hingegen kaum. Während sie bei Elektroingenieuren sogar eine rückläufige Tendenz aufweist, stagniert sie in den andren Fächern bei etwa 150.000. Da die ausgebildeten Akademiker offenbar im Arbeitsmarkt nicht ankommen, ist eine verfehlte Beschäftigungs- und Bildungspolitik möglicherweise Ursache dafür.
So stellen Edith Wolf und Prof. Dr. Carsten Busch, Vorstände des Nationalen MINT Forums denn auch fest: „Um Deutschland als erfolgreichen Wirtschaftsstandort zu halten, müssen sowohl Fachkräftekrise als auch die Probleme im Bildungssystem zügig gelöst werden. Dazu braucht es ein gemeinsames politisches Vorgehen auf Bundes- sowie auf Landesebene.“ Denn der MINT-Lehrkräftemangel würde dauerhaft eine mehrfach negative Wirkung ausüben. Unterrichtsangebot und Unterrichtsqualität müssen stimmen, erst dann „kann das Bildungssystem seinen Anspruch auf die Schaffung von Chancen und Teilhabe für alle Kinder und Jugendliche realisieren und die dringend benötigten Fachkräfte von morgen ausbilden.“ Da passt es natürlich schlecht ins Bild, dass es in Deutschland alleine im Jahr 2021 rund 1,5 Millionen Menschen in der Altersgruppe der 25- bis 34Jährigen ohne Berufsabschluss gab.