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Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) sieht private Schulen als Ergänzung des öffentlichen Bildungssystems. Sie „tragen neuen pädagogischen Entwicklungen Rechnung und kommen den Wünschen von Eltern entgegen. Überdies zeugen sie von einem neuen Staatsverständnis, dem zufolge der Staat einzelne Aufgaben aus seinem traditionellen Zuständigkeitsbereich an private Dienstleister auslagert, die diese dann unter marktwirtschaftlichen Bedingungen erfüllen.“
Was auf den ersten Blick nach einer „kapitalistischen“ Umformung des Bildungsbetriebs aussieht, ist im Grunde genommen die grundsätzliche Erklärung für das Funktionieren des Privatschulwesens: Wer marktwirtschaftlichen Zwängen unterliegt und nicht vollständig am Steuergeldtopf hängt, muss sich im wirtschaftlichen Wettbewerb behaupten. Leichter wird es dabei, wenn der größte Wettbewerber – nämlich das staatliche Schulsystem – schwächelt. Die Corona-Krise, der eklatante Lehrkräftemangel, die Aufnahme nicht nur ukrainischer Kinder, der 47 Milliarden schwere Sanierungsstau an deutschen Schulgebäuden, die Fragen zu Inklusion, Integration und Digitalisierung – all diese Bilanzbestandteile bundesdeutscher Bildungspolitik, bringen das Schulwesen hierzulande an den Rand des Zusammenbruchs. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek meint denn auch völlig richtig: „Angesichts der Fülle der Probleme überrascht es nicht, dass Iglu nicht mal mehr einen Schock auslöst wie seinerzeit die PISA-Studie: Die Öffentlichkeit hat sich längst an schlechte Nachrichten aus der Bildung gewöhnt.“
Er fordert wie viele andere auch, dass „sich die Bildungspolitik auch mal entsprechend ehrlich machen würde – und bekennen würde, dass das staatliche Schulsystem es nicht schafft und niemals schaffen wird, alle Schülerinnen und Schüler bedarfsgerecht zu fördern. Dass die Privatschulen benötigt werden – nicht nur als vom Grundgesetz gebotenes Nice-to-have, weil es halt Eltern mit bestimmten Weltanschauungen zu bedienen gilt. Sondern auch als Ausputzer und Spezialisten, um in besonderen Fällen den originären Bildungsauftrag des Staates zu erfüllen.“ Denn freie Bildungseinrichtungen bieten, neben dem passenden pädagogischen Konzept und einem engagierten Lehrerkollegium, eine gute digitale Ausstattung sowie ausreichende Betreuungszeiten. Der Verband Deutscher Privatschulverbände e.V (VDP) schreibt auf seiner Homepage im Pressebereich: „Freie Bildungseinrichtungen bieten hier ein vielfältiges Bildungsangebot und erfreuen sich konstanter Beliebtheit.“ Das verraten auch die Schülerzahlen für das Schuljahr 2021/2022. Immerhin 787.221 Schüler lernen an den allgemeinbildenden Privatschulen in Deutschland. Und zwar weil das vielfältige Bildungsangebot mit speziellen Schulkonzepten für digitales Lernen, bilinguale oder erweiterte Fremdsprachen-Angebote und Ganztagsbetreuung überzeugt. Klaus Vogt, Präsident des VDP, stellt fest: „Freie Schulen sind oft Impulsgeber für das gesamte Schulsystem. Sie entwickeln ihre pädagogischen Konzepte ständig weiter. Im Mittelpunkt stehen dabei immer eine zukunftsorientierte Pädagogik sowie auf die Schüler abgestimmte Lernformen.“
Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrum für Bildungsökonomik, weiß denn auch, dass „unzureichende Bildungsleistungen eine Gesellschaft teuer zu stehen kommen.“ Die berechneten Folgekosten unzureichender Bildung durch entgangenes Wirtschaftswachstum sind gewaltig, stellt Wößmann fest und liefert das Argument für den weiteren Ausbau der Privatschulen: „Dabei sind die Erträge einer Verbesserung der Qualität der Schulen deutlich größer als die Erträge eines erweiterten Zugangs zu Schulen auf dem aktuellen Qualitätsniveau.“
Privatschulen sind in aller Regel kompetente und leistungsstarke Bildungsträger. Ich unterstütze aus diesen und vielen anderen Gründen daher den Ausbau des Privatschulwesens.