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Anfang März erschien im Portfolio der Bertelsmann Stiftung die von Bildungsforscher Klaus Klemm herausgegebene Studie „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss – Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung“. Das Ergebnis ist wenig erfreulich: allein im Jahr 2021 erzielten in Deutschland rund 47.500 Schüler keinen Ersten Schulabschluss, und in „den vergangenen Jahren konnte die Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss nicht wesentlich verringert werden.“ Für Jugendliche ohne Schulabschluss bleibt die berufliche Perspektive häufig ungewiss, denn das letzte Zeugnis gilt als Ticket in die berufliche oder schulisch weiterführende Ausbildung. Die Bertelsmann Expertin für schulische Bildung, Nicole Hollenbach-Biele, erinnert: „Trotz positiver Entwicklungen in einzelnen Bundesländern ist es in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht gelungen, den Anteil junger Menschen ohne Schulabschluss zu reduzieren.“ Das wiederum bedeutet, dass diejenigen die die Schule ohne Abschluss verlassen, ein deutlich höheres Risiko haben, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. Auf dem Website-Kommentar zur Studie wird völlig richtig festgestellt, dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben. So jedenfalls die Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht, demnach „sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss erreicht haben, ohne Berufsausbildung. Das hat Folgen: Die Arbeitslosenquote ist bei ungelernten Personen fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.“
Doch die Landesregierungen tun zur Behebung des Missstandes viel Falsches: Die Schulreformen, die seit Jahren laufen, und unser Schulsystem verbessern sollten, haben im Ergebnis das Gegenteil bewirkt. Im Ländervergleich und in jeglichen Studien rutscht etwa Baden-Württemberg immer weiter ab. Das Ende der verbindlichen Grundschulempfehlung und somit jeglicher Selektion ist dabei nur ein Beispiel für eine Reihe von bildungspolitischen Fehlentscheidungen: Schüler, die nicht die passende Schule besuchen, sind überfordert und in der Folge frustriert. Frustrierte Schüler indes gelangen nicht zu einem Schulabschluss.
Ein Ausweg aus der Misere wäre in jedem Fall eine stärkere Förderung von Privatschulen. Dabei ist es völlig richtig, dass zum Beispiel Baden-Württemberg die Schulen in freier Trägerschaft finanziell unterstützt und die notwendige Kostenanpassung gesetzlich verankert. Denn es ist eine Tatsache, dass Privatschulen einen wichtigen Ergänzungspunkt zu unserer vielfältigen Schullandschaft darstellen. Vergleichen wir die Ergebnisse der Privatschulen mit denen der öffentlichen, ergeben sich deutliche Aspekte, die für eine Erhöhung der Privatschulen sprechen: Sachsen und Bayern haben einen erhöhten Privatschulenanteil und stehen auf Platz 1 und 2 des Bildungsvergleichs – Baden-Württemberg belegt lediglich Platz 6. Gerade in unserer Zeit des sogenannten Fachkräftemangels in Handwerk und Pflege – bei gleichzeitig 50.000 Schulabgängern ohne Abschluss – besteht hier eine Möglichkeit der dringend notwendigen Umgestaltung. Handlungsbedarf ist hier dringender denn je – die öffentliche Hand hat versagt und wird hier weiterhin keine Linderung bringen. Auch die Bertelsmann Stiftung erkennt: „Der Blick auf die Länderebene zeigt, dass sich der Anteil der Absolvent:innen ohne Abschluss zwischen den Bundesländern deutlich unterscheidet. Verlassen in Bayern lediglich 5,1 Prozent aller Abgänger:innen die Schule ohne Abschluss, sind es in Bremen mit 10 Prozent anteilig fast doppelt so viele.“ Klaus Vogt, Präsident des Verband Deutscher Privatschulverbände e.V. (VDP) sieht das Alleinstellungsmerkmal darin, dass „Freie Schulen […] ein vielfältiges Bildungsangebot mit speziellen pädagogischen und fachlichen Konzepten [bieten].“ Schulkonzepte für digitales Lernen, bilinguale oder erweiterte Fremdsprachen-Angebote und Ganztagsbetreuung. Auch die Persönlichkeitsentwicklung sowie die Förderung von Sozial- und Handlungskompetenzen stehen neben der Wissensvermittlung bei Privatschulen im Zentrum ihrer pädagogischen Arbeit. „Freie Schulen sind oft Impulsgeber für das gesamte Schulsystem. Sie entwickeln ihre pädagogischen Konzepte ständig weiter. Im Mittelpunkt stehen dabei immer eine zukunftsorientierte Pädagogik sowie auf die Schüler abgestimmte Lernformen“, so Klaus Vogt.
Die passende Schule zu finden, ist für Eltern sicherlich eine echte Herausforderung, kann aber im Zweifelsfall dazu führen, dass nach Schulwahl-Checks und professioneller pädagogischer Beratungen die Neigungen und Förderbedürfnisse eines Kindes richtig eingeschätzt werden können. Das wiederum erhöht die Chancen auf einen erfolgreichen Schulabschluss deutlich. Weil eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert werden darf, erheben freie Schulen lediglich ein sozial verträgliches Schulgeld und erhalten dafür einen staatlichen Finanzausgleich.